In der heutigen Zeit, in der Fertigungs- und Logistikunternehmen einem immer stärkeren Druck ausgesetzt sind, effizienter, flexibler und kostengünstiger zu arbeiten, spielt die digitale Transformation eine zentrale Rolle. Mihal Vishoski, Vizepräsident für Betriebs- und digitale Transformation bei Jabil, einem der weltweit führenden Fertigungslösungsanbieter, gibt in einem ausführlichen Interview tiefgreifende Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Transformation in der Fertigungsindustrie. In diesem Artikel fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und bieten praktische Strategien für Entscheidungsträger in der Branche.
Mihals Karriere begann direkt auf dem Shopfloor, was ihm eine einzigartige Perspektive verschaffte: "Wer die Fertigungsprozesse von der Basis her versteht, kann strategische Entscheidungen treffen, die sowohl datenbasiert als auch praxisnah sind." Diese End-to-End-Sichtweise – vom Lieferantenmanagement über die Produktionssteuerung bis hin zur IT-Integration – ist für moderne Fertigungsunternehmen essenziell.
Ein zentraler Aspekt dieser Perspektive ist die Fähigkeit, Daten aus sämtlichen Prozessen zu erfassen und zu nutzen. Mihal betonte, dass die Integration von Echtzeit-Maschinendaten in Unternehmenssysteme (ERP) eine entscheidende Grundlage für die Optimierung sei. "Ohne eine nahtlose Verbindung zwischen Maschinen und Datensystemen ist es unmöglich, die Geschwindigkeit und Genauigkeit zu erreichen, die heute von uns erwartet wird", so Vishoski.
Daten sind das Herzstück jeder digitalen Transformation. Die Herausforderung besteht jedoch darin, relevante Daten nicht nur zu sammeln, sondern sie auch effektiv zu nutzen. Mihal erklärt: "Der Erfolg liegt in der Fähigkeit, Daten aus Maschinen in einem standardisierten Format zu erfassen und zu analysieren. Diese Standardisierung ermöglicht es, Daten zwischen verschiedenen Standorten und Maschinen effizient zu vergleichen."
Ein anschauliches Beispiel liefert Mihals Analogie mit einem elektrischen Stromnetz: "Wie ein Gebäude, in dem alle Schalter miteinander verbunden sind, erfordert auch eine Fertigung einheitliche Systeme, die zentrale Prozesse unterstützen und gleichzeitig lokale Anpassungsmöglichkeiten zulassen."
Eine wichtige Zukunftstechnologie ist der digitale Zwilling – eine virtuelle Nachbildung physischer Prozesse und Systeme. Laut Mihal wird der digitale Zwilling oft auf einzelne Produktionslinien beschränkt, obwohl sein Potenzial viel weiter reicht: "Ein echter digitaler Zwilling muss den gesamten Prozess abbilden – von der Materialbeschaffung über die Logistik bis zur Fertigung und Auslieferung."
In der Praxis hilft der digitale Zwilling dabei, simulationsbasierte Analysen durchzuführen, etwa zur Optimierung von Logistikrouten oder zur Vorhersage von Qualitätsproblemen. Dies ermöglicht es Unternehmen, proaktiv statt reaktiv zu agieren.
Ein weiterer Punkt, den Mihal hervorhebt, ist die Bedeutung von strategischen Partnerschaften: "Technologielösungen sollten durch eine Kombination aus Eigenentwicklung und externem Know-how entstehen." Dies ermöglicht es Unternehmen, auf spezialisierte Fachkenntnisse zuzugreifen, während sie gleichzeitig ihre internen Prozesse optimieren. Diese Balance zwischen "Make" und "Buy" schafft die Grundlage für Skalierbarkeit und schnelle Implementierung neuer Technologien.
Mihal betont, dass die digitale Transformation nicht nur eine technologische, sondern vor allem eine menschliche Herausforderung ist: "Ohne die Mitarbeiter mitzunehmen und ihnen die Vorteile neuer Technologien aufzuzeigen, besteht die Gefahr, dass Innovationen ungenutzt bleiben."
Ein zentraler Aspekt dabei ist die Veränderungsfähigkeit von Organisationen. Erfolgreiche Führungskräfte verstehen es, ihre Teams durch klare Kommunikation und gezielte Weiterbildung auf die Reise der Transformation mitzunehmen. Mihal nennt dies "Menschenzentrierte Führung" und sieht hierin die Grundlage für nachhaltige Innovation.
Wenn Mihal über die Zukunft der Fertigungsindustrie spricht, hebt er zwei entscheidende Trends hervor:
Die digitale Transformation in der Fertigung bietet enorme Chancen, birgt jedoch auch Herausforderungen. Durch die Kombination aus technologischem Verständnis, systemischem Denken und menschenzentrierter Führung können Unternehmen den Wandel erfolgreich gestalten. Wie Mihal Vishoski treffend beschreibt, führt der Weg zu einer intelligenten Fertigung durch eine klare Strategie, die den Menschen, die Technologie und die Prozesse integriert. Die Zukunft gehört denen, die bereit sind, schnell zu lernen, flexibel zu handeln und ihre Teams auf dieser Reise mitzunehmen.
Source: "Digital Transformation in Manufacturing: Michal Wierzchowski on Building Intelligent Operations" - Arch Systems, YouTube, Aug 19, 2025 - https://www.youtube.com/watch?v=DN9LU5NbzmY
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